Saime Genç war 4 Jahre alt.

Sie war aufgeregt und freute sich auf den Kindergarten, und sie erzählte voller Vorfreude, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis sie, wie ihre ältere Schwester Hülya, die Schule besuchen kann.

Hülya Genç war 9 Jahre alt.

Die emsige Schülerin war voller Vorfreude darauf, ihr frisches Kleid zum Opferfest anzuziehen und es mit ihren Freundinnen zu tragen, während sie gemeinsam feierten.

Gülistan Öztürk war 12 Jahre alt.

Sie freute sich darüber, endlich die lang ersehnten Ferien bei ihren Verwandten verbringen zu können und empfand während ihres Aufenthalts in Deutschland große Zufriedenheit.

Hatice Genç war 18 Jahre alt.

Nachdem sie die Schule am Friedrich-List-Berufskolleg abgeschlossen hatte, strebte sie die Ausbildung zur Bankkauffrau an, von diesem Beruf hatte sie schon seit ihrer Kindheit geträumt.

Gürsün İnce war 27 Jahre alt.

Ihre damals zwei Jahre alte Tochter, mit der sie viele Vorstellungen von einem glücklichen Familienleben hatte, überlebte mit schweren Verletzungen.

Mevlüde Genç

Mevlüde Genç, die bei dem Mordanschlag 5 Angehörige verlor, ist eine türkisch-deutsche Aktivistin und Friedensbeauftragte. Am 29. Mai 1993 verlor sie bei einem Brandanschlag in Solingen ihre beiden Töchter, ihre beiden Enkelinnen sowie eine Nichte. In der deutschen und türkischen Öffentlichkeit ist sie unter den Namen “Mutter Weise” und “Weise Frau” bekannt.

Solingen 1993

01

Vor drei Jahrzehnten wurden in Solingen bei einem Brandanschlag fünf Frauen und Mädchen mit türkischem Hintergrund getötet. Dies markierte den schwerwiegendsten rassistischen Vorfall nach einer Serie von Angriffen auf Flüchtlinge und Migranten.

02

Die Betroffenen waren zwei Töchter, zwei Enkeltöchter und eine Nichte des Ehepaars Mevlüde und Durmuş Genç, das Anfang der 1970er Jahre mit drei Kindern aus der Türkei nach Deutschland migrierte. In Solingen erweiterten sie ihre Familie um zwei weitere Kinder und etablierten dort ihr Zuhause.

03

Nur kurze Zeit nach dem Vorfall wurden die Täter gefasst: Vier junge Männer aus der Nachbarschaft in Solingen im Alter zwischen 16 und 23 Jahren. Die Täter hatten eine rechtsradikale Rhetorik.

04

Der Gerichtsprozess gegen die vier Angeklagten begann vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf im April 1994. Nach 18 Monaten und 127 Verhandlungstagen wurden die Täter am 13. Oktober 1995 wegen fünffachen Mordes, 14-fachem versuchten Mord und besonders schwerer Brandstiftung zu Jugend- und Haftstrafen von zehn bis 15 Jahren verurteilt. Die Urteilsbegründung betonte, dass die Morde aus niederen, rassistischen Motiven begangen wurden. Mittlerweile haben die Täter ihre Strafen verbüßt und sind wieder auf freiem Fuß.

Am 29. Mai 1993 wurden vier Mitglieder der Familie Genç getötet, als ihr Haus von vier jungen Männern im Alter von 16 bis 23 Jahren in Brand gesetzt wurde.

Nach 18 Monaten und 127 Verhandlungstagen wurden die Täter am 13. Oktober 1995 wegen fünffachen Mordes und besonders schwerer Brandstiftung zu Jugend- und Haftstrafen von zehn bis 15 Jahren verurteilt.

Aufgrund ihrer Haltung erhielt Mevlüde Genç verschiedene Auszeichnungen und wurde 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Heute wird die Mevlüde Genç Medaille für Verständigung und Toleranz zu ihren Ehren verliehen.

Mevlüde Genç, die fünf Angehörigen verlor, engagierte sich bis zu ihrem Tod am 30. Oktober 2022 freiwillig für Versöhnung und Verständigung. Mevlüde Genç prägte den Austausch zwischen deutschen Bürgern und Menschen aus Einwandererfamilien sowie deren Nachkommen in Solingen. 

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